Die Hinterhand – Beinstellung und Hüften
Beinstellung unterschiedlich
Beobachten
Das weniger belastete Bein wird nach vorne und bauchwärts abgestellt. Es wird öfter in Beugestellung hängen gelassen. Das mehr belastete Bein steht gerader. Das Becken der Standbeinseite steht etwas höher. Wird ein Hinterbein über längere Zeit entlastet, gibt es ein Unbehagen irgendwo zwischen Huf und Rücken des geschonten Beines. Bei leichten Störungen sind die Pferde trotzdem (noch) normal leistungsfähig, sie gehen nicht lahm.
Besonders junge, aber auch schwache Pferde, entlasten stets abwechselnd ein Hinterbein. Dies wird als Muskelschwäche der Hinterbeine gedeutet.
Manche Pferde entlasten nie ein Hinterbein. Dies kann ein genereller Streß im Pferd sein oder eine hohe Spannung der Hinterhandmuskulatur zusammen mit einem festen Rücken, der eine verminderte Drehfähigkeit besitzt.
Bodenenge Stellung
Handeln empfohlen
Ist das Pferd mit einer hohen Traglast konfrontiert, unterstützt es mit einem bodenengen Stand den Rücken. Eine schwere Zuglast führt ebenso zu einem bodenengen Stand. Bei einem kleinen, schwachen Becken helfen sich die Pferde durch einen bodenengen Stand der Hinterbeine mit mehr Stabilität der Hinterhand. Von hinten betrachtet setzen die Hinterbeine in enger Spur auf. Die Muskulatur der Hinterhand ist dann verspannt. Der bodenenge Stand und Gang belastet in der Folge das Knie- und Sprunggelenk.
Vorständige Stellung
Handeln empfohlen
Mit dem vorständigen Stand beider Hinterbeine versucht das Pferd eine bessere Zugspannung in die Hinterhandstrecker zu bringen, weil diese so effektiver arbeiten können. Die Hinterhandstrecker sind aktiv, um die Vorhand zu entlasten. Ursachen können sein:
a) zu wenig Aufrichtekraft der Brust- und Bauchmuskeln
b) Schmerzen in den Vorderbeinen
c) Rückenschmerzen
d) Ermüdung
Der vorständige Stand belastet auf Dauer die Fesseln, das Sprunggelenk, das Knie und die Hüften. Die Muskulatur der Hinterhand wird mit der Zeit steif. Der Trachtenbereich des Hinterhufes erfährt eine erhöhte Druckbelastung.
Rückständige Stellung
Handeln empfohlen
Bei der rückständigen Stellung der Hinterbeine werden Ansatz und Ursprung des großen Kruppenmuskels und des langen Rückenmuskels angenähert, was eine geringere Spannung in diesen Muskeln bewirkt. Wenn das Pferd insbesondere nach der Arbeit rückständig steht, war eventuell die Arbeitsbelastung für die Kruppen- und Lendenmuskulatur zu hoch.
Unwohlsein im Bauch kann ebenfalls eine Rückständigkeit hervorrufen.
Konturenbildung am seitlichen Becken
Handeln empfohlen
Wenn auf der Strecke zwischen dem höchsten Punkt der Kruppe und Schweif etwa eine Handbreit von der Mittellinie entfernt deutlich Muskelkonturen zu sehen sind (M. glutaeus medius, wirbelnahe Anteile des M. biceps femoris und M. semitendinosus), deutet dies auf eine Verspannung dieser Kruppenmuskeln hin.
Harte Innenschenkelmuskeln
Dringend handeln
Harte Innenschenkelmuskeln bei beiden Beinen sind Zeichen hoher Belastung der Hinterbeine sowie ein Indiz für ein Hüftgelenksproblem des Pferdes.
Ist nur ein Bein betroffen und lahmt das Pferd, kann es sich um eine Thrombose einer Beckenvene handeln oder um eine Phlegmone. In jedem Fall ist dies ein tierärztlicher Notfall.
Beule über dem Hüftgelenk
Handeln empfohlen
Die Muskelfasern des großen Kruppenmuskels (M. glutaeus medius) verlaufen in vielen kurzen Fasern schräg von der Hüfte bis zur Kruppe. Im Bereich an der Hüfte kann es bei starken Überlastungen zu Teil-Muskelrissen kommen, die narbig ausheilen und charakteristische Beulen hinterlassen. Nach einigen Wochen nach dem Ereignis sind die Schmerzen verschwunden, das Pferd geht taktrein.
Sehr selten kommt es zu einer sichtbaren Anschwellung über dem Trochanter major, auf Höhe des Hüftgelenkes, etwa im oberen, hinteren Drittel der seitlichen Kruppe. Diese Beule ist ein Zeichen einer Schleimbeutel-Entzündung des Glutaeus-Muskels. Das Pferd ist sehr starken Belastungen ausgesetzt gewesen und geht nun lahm.